Als ich an einem Heilungsseminar über den Charakter Gottes teilnahm, lernte ich mehr denn je, wie ich Ihm näherkommen und den Schmerz der Abtreibung in Sein wunderbares Licht bringen konnte. Scham und Angst begleiteten mein Leben seit dem Tag, an dem ich die Abtreibung durchführen ließ. Viele Jahre lang konnte ich es meiner Familie nicht erzählen. Ich lebte ein Doppelleben: Das eine Leben war geprägt von Scham, Einsamkeit, Schuldgefühlen, Angst, dem Gefühl, eine Waise zu sein, und Selbstmitleid. Das andere Leben war eine Fassade – so, als ob alles in Ordnung wäre. Das Geheimnis meiner zwei Abtreibungen zu bewahren, kostete mich enorm viel Kraft.

In der fünften Woche des Seminars erwachte in mir der Wunsch, meinem Ehemann von meinen Abtreibungen zu erzählen – nach fünfunddreißig Jahren Ehe. Es war für mich das erste Zeichen dafür, dass ich dieses Doppelleben beenden und endlich eine echte Beziehung führen wollte – ohne Masken und ohne Verstellung. Mir wurde klar, dass die empfangene Vergebung mich nicht nur mit Gott versöhnt hatte, sondern auch mit meinem Mann – und später mit meinen Kindern. Ich fühlte, wie eine schwere Last von mir abfiel. Das Geheimnis wurde aus der dunklen Kammer meines Herzens ans Licht gebracht. Was für eine Erleichterung!

Im Seminar durchlief ich den Prozess der Vergebung – obwohl ich selbst den Tod verdient hätte. Während des Heilungsprozesses fühlte ich mich von meinen abgetriebenen Babys innerlich getrennt. Doch als ich ein Gedicht über meine Kinder schrieb, kamen all meine mütterlichen Gefühle für die verlorenen Kinder zum Vorschein – Gefühle, die ich vorher nie erkannt hatte. Dieses Gedicht half mir, mich emotional mit ihnen zu verbinden. Ich hatte das Gefühl, dass sich ein Kreis in meinem Leben geschlossen hat. Und dass ich endlich Frieden in meiner Seele und in meinem Geist gefunden habe.